Was ist Linedance und woher stammt er?

Die ersten Spuren des Linedance findet man in den amerikanischen Dancehalls und Diskotheken der 50er Jahre, und NICHT wie allgemein angenommen in den Saloons des Wilden Westens. Junge Kriegsheimkehrer lebten ihr Glück, es entwickelte sich eine junge, neue Tanzbewegung: Gruppen fanden sich auf den Tanzflächen ein und tanzten nebeneinander kurze, wiederkehrende Schrittfolgen wie den 'Elephant Walk' oder den 'Mashed Potatoe'.


Bis Mitte der 70er Jahre hatte Linedance nichts mit Cowboys, Honky Tonks und Country Music zu tun. Erst 1980 wurde durch den Tanzfilm 'Urban Cowboy' Mode, Musik und Tanz im Westernstil zum absoluten Trend. Erst die Verbindung von Country-Musik und der damals aktuellen Popkultur machte es den Disco-Tänzern möglich, sich Cowboy-Hüte aufzusetzen und ihre gewohnten Linedances zu poppiger Westernmusik zu tanzen.

Wikipedia sagt:

"Line Dance ist eine Tanzform, bei der einzelne Tänzer unabhängig von der Geschlechtszugehörigkeit in Reihen und Linien vor- und nebeneinander tanzen. Die Tänze sind passend zur Musik choreografiert, die meist aus den Kategorien Country und Pop stammt."


Line Dance ist für Tänzer jeden Alters geeignet und unterscheidet sich im wesentlichen von anderen Tanzarten durch den Verzicht auf den Partner, ohne dabei wirklich alleine zu tanzen.


Musik aus allen Richtungen - von New Country, Rock, Pop bis zu Hip Hop. Aber auch alle Rhythmen, die man aus der Tanzschule kennt, wie Salsa, Rumba, Cha Cha oder auch Walzer stehen in den offiziellen Prüfschriften des Deutschen Tanzsport-Abzeichens.


Den unterschiedlichen Rhythmen wird neben der eigentlichen Schrittführung besonders auch durch typisches Styling, in Körperhaltung und Ausführung der Schritte Rechnung getragen.


Im Line Dance unterscheidet man die Kategorien ,Rise And Fall' (entspricht etwa dem Walzer), ,Lilt' (Polka, Swing), ,Smooth' (Foxtrott), ,Latin' (Cha Cha, Rumba).
Es gibt für viele Musikstücke speziell angefertigte Choreografien, festgelegte, sich wiederholende Figuren, die synchron von allen getanzt werden. Jeder tanzt sozusagen "solo" aber gleichzeitig und synchron mit Anderen.

 

Quelle: Bootscooters e.V.

 

'Tanzen, ohne Partner aber gemeinsam mit Freunden' - das Motto des 
Tanzsporttrainers (C) und mehrfachen deutschen Meisters Georg Kiesewetter, Vorstand der Bootscooters e.V.


Herr Kiesewetter, erzählen Sie uns ein wenig über Linedance, worum geht es dabei, was macht für Sie die Faszination und den Reiz dieses Tanzes aus?


Line Dance ist ein Teil des Country Western Tanzens und als solches Teil des Angebotes des 'Bundesverbandes Country Western Tanz' (BfCW) im 'Deutschen Tanzsportverband' (DTV)."Alleinstellungsmerkmal" des Line Dance für mich ist, dass man ohne Partner/Partnerin auskommt und dennoch nicht alleine tanzt. 'Tanzen, ohne Partner aber gemeinsam mit Freunden' ist denn auch mein Motto.
Man tanzt Nightclub Twostep, Langsamen Walzer, Swing, ChaChaCha, Polka usw. nur ohne dabei jemanden zu führen oder von einem anderen durch die Figuren geführt zu werden. Das enthebt die Line Dancer aller "Proporzüberlegungen", mit denen Standard/Latein Tanzclubs zu kämpfen haben. Line Dance ist außerdem die rhythmisch vielfältigste aller Tanzarten. Man kann jeden Rhythmus, jeden Gesellschaftstanz der je erfunden wurde als Line Dance tanzen. Und Line Dance lässt sich sehr leicht individualisieren. Er ist Fitness- und Freizeittänzern ebenso zugänglich wie Turniersportlern, die nach Meisterehren streben.


Wie sind Sie persönlich zum Lindedance und Ihrer jetzigen Tätigkeit als 1. Vorsitzender und Trainer der Bootscooters gekommen?


Tanz kannte ich bis Mitte Dreißig praktisch nur als Standard- und Lateintanzen in Abendgarderobe. Als Offizier hatte ich den ganzen Tag schon Krawatte um. Für meine Freizeit kam das nicht auch noch in Frage. Dann hab' ich bei einem Event für Westernreiter ein paar Mädchen vor der Bühne synchron die Beine umeinanderwerfen gesehen und unvorsichtigerweise ausgerufen: "Tja, so, mit Jeans und T-shirt, so würd' mir Tanzen auch Spaß machen...". 
Meine Gattin hat das sofort ausgenutzt und mich "vergattert" nach einer Gelegenheit zu suchen, Line Dance zu lernen. Das war dann Frau Rose Grimmer, die in den 80ern und 90ern in 'Pullman City', einer Westernstadt in der Nähe von Passau, Kurse gegeben hat. Sie hat mich ein paar Jahre später ermuntert, in Regensburg etwas für Country Western Tanz aufzubauen. Das war die Geburtsstunde des heutigen Bootscooters e.V. 

Mittlerweile haben meine Gattin und ich unsere Trainerlizenz, der Verein hat bereits viele, auch mehrfacher Deutsche Meister in seinen Reihen und ist der wichtigste Veranstalter für Country Western Tanzveranstaltungen in Süd- und Ostbayern.


Wie kann man sich das Linedance-Training vorstellen, was gehört da alles dazu, wie läuft so ein Training ab? Und wie beginnt man am besten als Anfänger, welche Grundlagen sind da wichtig?


Bei mir? Wie jede andere (Tanz)Sportstunde auch. Wir trainieren in einer Schulturnhalle, die wir an der Stirnseite verspiegelt haben. Die Tänzer tragen bequeme Sportbekleidung, meist Jazz Hosen und T-Shirt. Dazu je nach Vorliebe Dance Sneakers, Trainers oder ausgewachsene Tanzschuhe. Wir wärmen uns mit Musik auf. Die nächste halbe Stunde gehört der Tanztechnik. Meist "zerlegen" wir dazu eine Choreo, die wir in der Vorwoche geübt haben und gehen "in die Tiefe" und ins Detail. Kleine Figurenfolgen daraus werden genutzt um technische Details des betreffenden Gesellschaftstanzes zu studieren. 
Der nächste Trainingsabschnitt gilt festgestellten Schwächen. Wir verbessern ausgewählte tänzerische Fertigkeiten: Spotting, Posture, Footwork, Drehungen, Kicks, Balance usw...Dann widme ich mich meist einer neuen Choreographie als Abschluss der "Input"-Phase dieses Trainingsabends. Für den Rest der Zeit wird dann bereits Bekanntes vertieft und geübt. Wir tanzen dann halt zum Ausklang noch 'ne halbe, dreiviertel Stunde.


Welche Rolle spielt das ganze „Drumherum“ beim Linedance, in wie fern lebt man neben dem Tanz auch das Lebensgefühl und die Mode der damaligen Zeit aus?


Wovon reden Sie? Line Dance ist eine brandneue Erfindung. Line Dance wurde in den 70ern von meiner Generation erfunden. In den Discos der Großstädte an der Ostküste der USA. Im so genannten "Wilden Westen" (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts) wurde in Tanzlokalen und auf Tanzveranstaltungen das getanzt, was auch in Europa modern war: Wiener Walzer, Polka, Rheinländer. Um die Jahrhundertwende begann der Siegeszug des Jazz. Dann übernahm in den 1920ern George "Shorty" Snowdens 'Lindy Hop', der sich zum Swing mauserte. 'Be Bop' und 'Rockabilly' beherrschten die 50er Jahre.
In den Tanzhallen der Zeit fanden sich Gruppen junger Leute zusammen und tanzten nebeneinander kurze, wiederkehrende Schrittfolgen, wie den 'Elephant Walk' oder den 'Mashed Potatoe'. Ein besonders Highlight war die amerikanische TV-Sendung „American Bandstand“, die bereits seit 1952 wöchentlich die neuesten Tänze unter dem Namen „Line Dance“ verbreitete und kürzlich das 50-jährige Jubiläum feierte. 
Einer der ältesten "modernen" Line Dances, der 'Electric Slide' wurde von Ric Silver im Jahre 1976 choreographiert. Zur Eröffnung der 'Vamps' Disco auf dem Broadway in New York. Genau da, in den Dancehalls und Diskotheken der Jahre 1950 bis 1975 liegen die Wurzeln des Line Dance.


Gibt es bestimmte Regeln oder eine Etiquette an die man sich halten muss, wenn man als Anfänger auf eine Linedance-Veranstaltung kommt?

 

Alles, was ich diesbezüglich gehört habe, funktioniert in Deutschland nicht. Diese 'Dancefloor Ettiquette' ist ein System, mit dem man größten Nutzen aus dem Überflussangebot an Platz in amerikanischen Dance Halls ziehen kann. Als Managementsystem für zu knappe Ressourcen in deutschen "Saloons" taugt so was nicht.
Ich bin ohnehin der Meinung, Dance Halls sind zum Tanzen da. Saloons sind zum Kartenspielen und Rauchen. Beides im selben Raum geht nicht zusammen.Wer auf eine Tanzveranstaltung geht, sollte sich imho nicht so anziehen, als würde er Reiten wollen. Es regnet nicht auf Line Dance Veranstaltungen deswegen braucht man weder Hut noch Mantel und man steckt nicht in Steigbügeln, sondern gleitet über Parkett. Deswegen braucht man auch keine Reiterstiefel.
Wo 200-300 Leute in einem Raum tanzen, braucht es Luft zum atmen. Geraucht wird draußen. Ich bin so kühn zu sagen, eine Line Dance Party unterscheidet sich, bis auf das Fehlen von Abendgarderobe, in gar keiner Weise von jedem anderen Ball, Tanzabend o.ä. die man so kennt. Es ist das Gleiche!

 

Quelle: Bootscooters e.V.

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